Einflüsse auf den ‚Schwobarock’
Der Blues hat seine Wurzeln in der schwarzen Bevölkerung der US-amerikanischen Südstaaten. Er stammt aus einer Zeit, in der die Sklaverei durch den Sezessionskrieg und in Zusatzartikel 13 der Bundesverfassung der USA 1865 zu einem Großteil beendet wurde. Der Blues war Musik, die den Alltag der schwarzen Menschen beschrieb: ihre Armut, Ausbeutung, Müdigkeit, Liebe und Beziehungen. Die gesungenen Texte waren einfache Erzählungen, die viele betrafen, berührten und verstanden.
Songs aus dem Alltag
Über das Verständnis des Blues jener Zeit ist es einfach nachzuvollziehen, warum in den 1970er- und 1980er-Jahren in Württemberg einige von Wolle Kriwaneks Songs diesen Tenor hatten. ‚Der Badewannen-Blues’, ‚Die Strossaboh’, ‚Es schneielet’ und andere Songs des Musikers aus Stuttgart erzählten vom Alltag der einfachen Menschen im Schwabenland. In der hintergründigen Art, wie der Musiker und seine Band das Leben zwischen Stuttgart und dem Bodensee beschrieben, hieß dies üblicherweise, dass das Leben schwierig bis albtraumartig war.
Wenn Wolle Kriwanek den Blues spielte und sang, blieb er ihm in seinem Innersten treu. Gelegentlich wechselte er zu anderen Genres wie dem Rock oder Reggae und tat dies wie andere Bands und Musiker, die dem ‚Schwobarock’ zuzuordnen waren und heute noch sind. So spielten sich die schwäbischen Bands ‚Schwoißfuaß’ und ‚Grachmusikoff’ ebenfalls dorthin, denn das Lebensgefühl der württembergischen Bevölkerung entsprach der Härte und Schnelligkeit dieser Genres, und die Mundart-Texte konnten sich in diesen Songs sehr gut wiederfinden.
Stilmix
Die Bands der nächsten Generationen folgten dieser Entwicklung insofern, als sie sich weiterer Musikstile bedienten. Man kann ‚Brozzo’ aus der harten Ecke und als Vertreter eines schwäbischen ‚Hau’-drauf-und-los-Rock’ verstehen. ‚Rock & Rollinger’ sowie ‚Pomm Fritz’ gingen von einem Song zum nächsten Lied oder mischten die Stile während der Songs. Hier waren Elemente von Verfremdung auch vom schwäbischen Dialekt hin zur deutschen Hochsprache eingebaut, sodass die verschiedenen Genres im ‚Schwobarock’ nicht unterschiedlicher hätten eingesetzt werden können. Der süße und heimatverbundene Ton reichte dabei bis zum traditionellen Volkslied, das auf eine freche Art und Weise überdreht und gekippt wurde.